Crew 2015
Winni - Skipper
Jochen - Steuermann
Stephan K. - Steuermann
Stephan S. - Steuermann
Das Schiff
S & S 34 „ Sunrise“
10,23 m lang; 3,08 m breit; 1,90 Tiefgang; 60m² am Wind
hanseboot Rund Bornholm mit kompaktem Teilnehmerfeld „Bis Donnerstag solltet ihr zurück sein“, riet Wetterexpertin Anett Mickoleit vom Deutschen Wetterdienst aus Hamburg vor der Hochseeregatta hanseboot Rund Bornholm. Bei der Steuermannsbesprechung analysierte sie die Wettervorhersagen und -verhältnisse vor den Seglern im Yachthafen Hohe Düne. Ein Raunen ging durch die versammelte Seglergemeinde, als einzelne Windrichtungen und Wetterprognosen vorgestellt werden. Stürmische 40 Knoten in Böen, Schauer und Gewitter sowie eine maximale Welle von drei Metern sind für die kommenden Tage angesagt. Das Wetter ist „wechselnd“, kommentierte Mickoleit knapp. „Von viel Wind bis zur Flaute ist für alle was Passendes dabei“, scherzt Wettfahrtleiter Uwe Wenzel und ergänzt: „Taktisch anspruchsvoll.“ Für Segler Tom Bernstein von der „Imagine“-Crew ist der Umgang mit der Flaute der Schüssel zum sportlichen Erfolg. „Am Wind haben wir sehr gute Chancen“, prognostiziert der Greifswalder, der die Regatta mit seiner Crew als Training unter vollen Regattabedingungen für das international bekannte Fastnet Race in England bestreitet.
Insgesamt sind 46 Boote von ursprünglich 63 angemeldeten um 16.00 Uhr gestartet. Grund für das vergleichsweise eher kompakte Teilnehmerfeld ist die Wetterprognose. Viele Segler haben sich daher entschieden, auf anderen Booten anzuheuern und fremde Crews aufzufüllen. Die Crew um Sergey Pavlenko der „BLAGODARNOST‘ 2“ aus Russland bringt einen internationalen Charakter in die Wettfahrt, bei der mit Heiko Zimmermann auf der „Uijuijui“ auch der hanseboot Projektleiter dabei ist. Aufgrund des Standortwechsels auf die Hohe Düne wurde die Ziellinie etwas weiter südlich verschoben. Die ersten Rückkehrer werden für Dienstag erwartet, am Donnerstag sollten sie spätestens zurück sein. Ein Grund ist neben der Wetterprognose auch die Siegerehrung um 17.00 Uhr auf der Bühne am Leuchtturm.
Startvorbereitungen
Sammeln an der Mittelmole, Anmelden bei der Wettfahrtleitung, Segel setzten und los...
Das Rennen
Kurz nach dem Start ist alles noch dicht bei sammen. (GER 26- Sunrise)
Beste Bedingungen: 25 Grad um die 20 kn Wind und 1 Meter Welle. Es läuft und auf die Frage: Wann sind wir da...? Gibt's die Antwort: "Halbe Stunde noch... ", egal wie lange es noch dauert!
Die Yachten der Gruppe ORC 2 / Yardstick 2 überholen uns. Wir laufen mit 6 -7 kn und haben das Gefühl zu stehen.
Kurz vor 8 Uhr am Dienstagmorgen ca. 20 Meilen bis zur Insel. Wetter ist immer noch bombastisch. Bootsgeschwindigkeit ist optimal um die 7 kn. Wind zwischen 18 und 22 kn.
Im Wellenschatten von Bornholm laufen wir auf der Ostseite der Insel mit 7 kn gen Süden. Zeit zum Kochen und Durchatmen da keine Welle stört. Es gibt Erbsensuppe mit Wiener. Die Teilnehmer, welche die Insel Backbord runden, haben es da wesentlich schwieriger bei Nordwestwind der noch immer mit 20 – 25 kn bläst. Es erreichen uns erste Informationen das die Flaute südwestlich von Bornholm angekommen ist. Kurze Zeit später merken auch wir das es nicht mehr so flott vorangeht.
Die Flaute
Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist ruhig und wir treffen das Zentrum des Zwischenhochs. Der Wind kommt aus allen Richtungen und wir drehen Pirouetten.
Dem Sturmtief mit 4 kn SO Wind entgegen. Eigentlich optimal für die Heimreise. Hoffentlich hält es bis Cap Arkona.
Das Sturmtief
Mittwochfrüh um 6:00 hat uns das Sturmtief erreich. Der Wind kommt aus West mit bis zu 25kn Tendenz steigend. Wir haben noch ca. 30 Meilen bis Cap Arkona.
Die Entscheidung
Auf Grund der bekannten Wetterdaten und der aktuellen Lage hat sich die Crew entschieden das Rennen vor Rügen zu Beenden und nach Saßnitz abzulaufen.
Die Kreidefelsen von Rügen voraus und Saßnitz im Blick kämpfen wir uns durch die Ostsee. Noch spielt das Wetter einigermaßen mit. Doch bis wir Saßnitz erreichen, nehmen wir noch den ein oder anderen Brecher und so manche unfreiwillige Dusche. Auf dem letzten Teilstück (Sellin – Saßnitz) bekommen wir starke Schauer mit einer Sichtweite von nur noch 200 m. Geschafft erreichen wir am Mittwoch um 13:15 Saßnitz. Wir sind nicht die Einzigen. Es haben vier weitere Schiffe hier Schutz gesucht.
Die Idee ist in Saßnitz abzuwettern und anschließend im geschützten Gewässer des Greifswalder Bodden über Stralsund nach Warnemünde oder Fehmarn zu gehen.
Der Weg nach Hause
Wir haben uns in Saßnitz eingerichtet, waren Duschen und die Klamotten sind am trocknen.
Am Abend genießen wir noch ein Pizza beim Italiener um die Ecke und gehen früh schlafen, da hier ein klein wenig Nachholbedarf besteht. Wir wollen am Donnerstag den Weg nach Stralsund in Angriff nehmen, damit wir am Freitag entspannt nach Fehmarn gehen können. Da keiner der Crew Erfahrung auf dem Bodden hat, erwartet uns eine böse Überraschung. Auf dem Bodden pfeift es mit bis zu 45kn Wind und extrem kurzer Welle mit 2 – 3 Meter Höhe. Wir entscheiden nach Lubmin abzulaufen. Der einzig erreichbare Hafen.
Ungeplanter Aufenthalt in Lubmin
Abgekämpft erreichen wir am Donnerstag Nachmittag nach 5 Stunden den Hafen Lubmin. Er wird uns in den nächsten 1,5 Tagen beherbergen.
Es bläst mit 35 kn + in Böen mit bis 45 kn aus NW. Aus der Richtung in die wir müssen, also voll "uf n kopp"
Nur mit der Fock ging es mit 10,23 kn in der Spitze mit Raumschot von Saßnitz Richtung Göhren. (Rumpfgeschwingikeit Sunrise 6 - 7 kn)
Auf nach Lemkenhafen
Stimmung und Wetter sind am Samstagmorgen super. Um 4:45 haben wir in Lubmin abgelegt. Stralsund wir kommen.
Die Brücke in Stralsund öffnete um 8:20 für 20 min, die wollen wir kriegen.
Wir haben es nicht geschafft. Die Brücke ist oben und schließt in 5 min. Wir waren ca. 20 min zu spät.
Brücke erreicht, aber leider unten. Also abwarten bis 12:20. Dann geht’s weiter. Parken im Kieshafen. Diesel und Frühstück besorgen.
Brücke um 12:30 passiert. Auf Richtung Ostsee. Zufahrt zur Ostsee. Fahrwasser max. 35 – 40 breit. Wie an der Schnur gezogen laufen die Schiffe Richtung Hafen Barhöft.
Hier ist der Steuermann gefragt. Kurshalten unter Segel trotz des engen Fahrwassers. Der Wind dafür steht günstig. Die Wassertiefe außerhalb des Fahrwasser beträgt hier nur wenige cm. Die Möwen können dort stehen.
Samstag 15:30
Freies Wasser. Wegepunkt gesetzt und dem „4. Mann“ die Pinne übergeben. 15 Meilen bis Darßer Ort
Samstag 18:30
Darßer Ort erreicht. Jetzt sind es noch 50 Meilen bis Fehmarn. ca. 10 Stunden bis wir im Hafen sind
Die AIDAmar kreuzt unseren Weg.
Konzentration ist gefragt beim Kreuzen der Kadettenrinne. Der Verkehr hielt sich in Grenzen.
Samstag 21:45
Der Wind flaut ab. Fast keine Welle mehr. Mitten auf der Ostsee nahe der Kadetten Rinne.
Samstag 21:45
Dank unserer Super Dieselfock und mit der Strömung machen wir bei nur 3,8kn Wind, eine Geschwindigkeit von 6,11kn über Grund… Die Strömungsgeschwindigkeit steigt zum Teil auf 1,5kn. Das durch den Wind in die Ostsee gedrückte Wasser fließt wieder ab.
Sonntag 4:30
Fehmarn Sund Brücke passiert. Einfahrt nach Lemkenhafen
Sonntag 5:10
Festgemacht im Heimathafen der Sunrise (Lubmin – Lemkenhafen 111 Meilen)
Unsere Route - ca. 350 nm
Warnemünde – Nordspitze Bornholm ca. 117 NM / Montag 16:00 – Dienstag 13:00
Rückseite Bornholm ca. 28 NM / Dienstag 13:00 – Dienstag 18:00
Bornholm – Saßnitz ca. 70 NM / Dienstag 18:00 – Mittwoch 14:00
Saßnitz – Lubmin ca. 25 NM / Donnerstag 13:00 – Donnerstag 17:30
Lubmin – Lemkenhafen – ca. 110 NM / Samstag 4:45 – Sonntag 5:00
Ergebnis
Jetzt heißt es ein Jahr warten, bis es wieder los geht und wir uns erneut der Herausforderung stellen, die 270 Seemeilen in einem Ritt zu bezwingen.